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10.06.2025

Landrat Elmar Stegmann übernimmt erste Patenschaft für Wasserburger Kirche St. Georg

Lindau (Bodensee) – St. Georg in Wasserburg gilt als eine der am schönsten gelegenen Kirchen Deutschlands. Doch die international bekannte Pfarrkirche am Bodensee und ihre historischen Friedhofsmauern sind gefährdet. Der Lindauer Landrat Elmar Stegmann hat jetzt gemeinsam mit dem Wasserburger Pfarrer Dr. Ralf Gührer eine Rettungsaktion gestartet. Er hofft, dass viele seinem Beispiel folgen und mithelfen, diese einzigartige Kirche zu retten.

Eine traumhafte Kulisse vor schneebedeckten Berggipfeln: Die Wasserburger St. Georgs-Kirche gehört zu den am häufigsten fotografierten Gotteshäusern. Und kaum eine Kirche am Bodensee ist von der Seeseite weithin so sichtbar wie St. Georg. 784 erstmals erwähnt, lässt der St. Galler Abt Engelbert junge und alte Mönche im Jahr 945 auf die Insel Wasserburg bringen, um sie vor den Ungarneinfällen zu schützen. 1282 wird unter der Herrschaft der Schellenberger das Schloss gebaut und die Insel mit einer wehrhaften Mauer umzogen. Mit allen Rechten und Pflichten wird die Pfarrei Wasserburg 1388 dem Kloster St. Gallen inkorporiert. Acht Jahre später wird der Turm neu gebaut, 1436 weiht der Bischof von Konstanz den heutigen Chorraum von St. Georg ein. Das Kirchenschiff wird 1512 erweitert. Zuvor wurde die Kirche St. Georg als „Basilika“ bezeichnet, also als Pfeiler oder Säulenkirche, wie sie die romanischen Kirchen der Reichenau sind.

1525 wird in Wasserburg über die aufständischen Seebauern Gericht gehalten. Graf Hugo von Montfort, Lehensnehmer der Herrschaft Wasserburg, vermittelt den Frieden von Altdorf (heute Weingarten) zwischen dem Haufen der Seebauern und Georg Truchsess von Waldburg („Bauernjörg“). 1607 wird die Kirche restauriert, 1656 werden Turm und Glocken durch einen Blitzschlag zerstört. 1815 brennt der Dachstuhl der Kirche ab, ein Großteil der Altäre und der Einrichtung wird vernichtet. Im Zuge einer Renovierung wird die Kirche 1888 mit einem offenbar „schlimmen Stilmix“, wie Experten schon wenig später urteilten, versehen. 1918 steht die nächste Restaurierung an – sie dauert zwei Jahre. Dabei wird die gesamte Kirche mit neuen Gemälden von Prof. Hämmerle (München) ausgestattet. Der Augsburger Bildhauer Reifmaier fertigt den Stuck. Zwei weitere Restaurierung folgen 1975 und 2014.

Ein Gotteshaus mit bewegter Geschichte also, in der Kunstsicherungskartei des Heimatkundlichen Dokumentationszentrums des Landkreises Lindau sind die Schätze sowie die Geschichte der St. Georgs-Kirche erfasst.

Als Pfarrer Gührer vor zehn Jahren seine Stelle als Pfarrer in Wasserburg annimmt, geht er guten Gewissens davon aus, was eine Restaurierung anbelangt, für die nächsten 50 Jahre ausgesorgt zu haben. Doch weit gefehlt: Seit der jüngsten Restaurierung 2014, bei der die Versicherung verlangt hatte, dass die Ziegel seinerseits DIN-konform auf dem Kirchendach geklammert werden und auch kein Unterdach eingezogen werden durfte, reißen die Probleme nicht ab. „Die Sturmlagen kommen entweder aus dem Westen, von wo aus der Wind ungebremst auf die Kirche trifft, oder sie kommen übers Rheintal direkt auf St. Georg zu. Der Klimawandel verschärft das Phänomen“, erklärt Pfarrer Gührer. Die Konsequenz: Stürme drücken das Regenwasser dachaufwärts, große Mengen Wasser dringen in den Dachstuhl ein. Im Oktober 2021 brach der Drache auf dem Deckengemälde herunter. Der Absturz ereignete sich, als Besucher in der Kirche waren. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. In der Folge wurden aus Sicherheitsgründen mittels einer Hebebühne zunächst im Hauptschiff, vor kurzem auch in den Seitenschiffen Sicherungsnetze eingezogen. Um größere Schäden zu vermeiden, hat die Kirchengemeinde direkt unter dem Dach Planen eingezogen, über die sie eindringendes Wasser in Maurerwannen sammelt.

Weil die Versicherung seinerzeit DIN-konform eine Klammerung der Dachziegel gefordert hatte, kann bis heute niemand für den Schaden haftbar gemacht werden. 500.000 Euro soll Schätzungen zufolge die Sanierung des Kirchendachs kosten, die Friedhofsmauer schlägt mit 700.000 Euro zu Buche. 60 Prozent der Kosten übernimmt die Diözese, für die verbleibenden 40 Prozent muss die Wasserburger Kirchenstiftung aufkommen. Die Kosten für die Restaurierung der Kirchendecke sind nicht miteingerechnet – die muss die Kirchenverwaltung unter Umständen zur Gänze bezahlen, weil es ja um eine „Verschönerung“ geht und nicht etwa um etwas, das für das Bauwerk unbedingt nötig ist.

„Normalerweise kann eine Kirchengemeinde zwischen zwei Restaurierungen Rücklagen bilden. Doch diese Zeit hatten wir nicht“, sagte Pfarrer Dr. Ralf Gührer im Gespräch mit Landrat Elmar Stegmann, der zur Kirche gekommen war, um sich selbst ein Bild zu machen. „Wir sind unverschuldet in diese große Not gekommen“, berichtete der Geistliche.

Landrat Elmar Stegmann hatte sofort zugesagt, gemeinsam mit dem Geistlichen eine ganz besondere Hilfsaktion zu starten: Gesucht werden Paten für die 28.000 Ziegel des Kirchendachs und für die 800 Ziegel der Friedhofsmauer, die bereit sind, pro Ziegel jeweils 50 Euro zu spenden. Die Spendernamen sollen auf der Innenseite der Ziegel „verewigt“ werden.

Landrat Stegmann übernahm die Patenschaft für den ersten Firstziegel – wie von Pfarrer Gührer vorgeschlagen. „Das ist für mich eine Ehre und gleichzeitig eine Würdigung dieses besonderen Gotteshauses. Die Bedeutung der Wasserburger Kirche, ja, des ganzen Ensembles kann man nicht hoch genug einschätzen“, sagt Landrat Elmar Stegmann. „Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, Pfarrer Gührer zu unterstützen. Ich hoffe, dass es viele andere tun werden. Gemeinsam können wir sehr viel erreichen.“

Info:
Text von Hildegard Nagler/Heimatkundliches Dokumentationszentrum des Landkreises Lindau.
Wer den Wasserburger Pfarrer Dr. Ralf Gührer bei den Restaurierungsarbeiten unterstützen möchte, kann sich per E-Mail an info@kirche-am-see.de wenden.

Spenden an die Kirchenstiftung St. Georg
IBAN: DE 34 7336 9821 0100 210 692,
BIC: GENODEF1LBB, Betreff: Patenschaften für Dach- und Mauerziegel

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