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19.03.2024

Grenzüberschreitende Gesundheitszusammenarbeit im Fokus: Landkreise Oberallgäu, Lindau und Land Vorarlberg intensivieren Zusammenarbeit

Oberallgäu – Vertreterinnen und Vertreter der Landkreise Oberallgäu und Lindau sowie dem Land Vorarlberg trafen sich zu einem weiteren Treffen im Rahmen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Gastgeber dieses zweiten Treffens war diesmal der Landkreis Oberallgäu, gemeinsam mit der Gemeinde Balderschwang. Die Veranstaltung diente der weiteren Vertiefung und Konkretisierung der bereits beim ersten Arbeitstreffen im Herbst 2023 vereinbarten Zusammenarbeit. Ein zentraler Schwerpunkt lag dabei auf dem Thema Gesundheitsversorgung und Pflege in der Grenzregion.

Neben der gastgebenden Landrätin des Landkreises Oberallgäu, Indra Baier-Müller, dem Landrat des Landkreises Lindau, Elmar Stegmann, sowie der Vorarlberger Landesrätin Martina Rüscher, nahmen auch Expertinnen und Experten der Hochschulen Weingarten Ravensburg und Kempten und Vertreter der österreichischen Krankenkasse und der deutschen AOK teil. Ihre praktischen Erfahrungen rund um das Thema Gesundheit und Pflege in der Grenzregion brachten zudem die Bürgermeister Konrad Kienle aus Balderschwang und Gerhard Beer aus Hittisau ein.

Ein Hauptanliegen der Diskussionen war die gemeinsame Planung und Sicherstellung der Gesundheitsversorgung über die Grenzen hinweg. Insbesondere die Krankenhaus- und Spitalplanung sowie Fragen zur medizinischen Versorgung im grenznahen Bereich standen im Fokus. Auch die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen jenseits des rein medizinischen Bereichs war Gegenstand intensiver Beratungen.

Im Rahmen des Treffens wurden konkrete Maßnahmen vereinbart. Darunter die grenzüberschreitende Information über Krankenhausplanungen sowie die Erarbeitung von Lösungen bei Versorgungsengpässen. Besonders im Ortsgebiet Balderschwang besteht derzeit ein Mangel an pflegerischen Versorgungsmöglichkeiten, der über verschiedene Modelle und Projekte gelöst werden soll.

Beide Bürgermeister schilderten in der Diskussion plastisch die Herausforderungen denen sie täglich begegnen. Sei es in der ambulant ärztlichen Versorgung, im Bereich der Physiotherapie oder auch der ambulanten Pflege.

Gerade letzter Punkt brennt den Bürgermeistern unter den Nägeln: Aufgrund der Lage, der weiten Anfahrt – insbesondere auch im Winter - und dem weithin bekannten Fachkräftemangel findet sich derzeit kein ambulanter Pflegedienst aus dem Oberallgäu, der Patientinnen und Patienten in Balderschwang versorgen könnte. Auf der anderen Seite befindet sich in nicht einmal 15 Minuten Fahrtzeit eine Pflegestation des Krankenpflegvereins Hittisau. Dieser kann aber aufgrund bürokratischer und versicherungsrechtlicher Regelungen auf deutschem Hoheitsgebiet seine Leistungen nicht anbieten.

Landrätin Indra Baier-Müller betonte die Wichtigkeit einer ganzheitlichen Versorgung, die auch die ländlichen Räume einschließt. Hierfür brauche es an der einen oder anderen Stelle pragmatische Lösungen im Sinne der Betroffenen. „Grenzen existieren in unserer Region in erster Linie in den Köpfen der Menschen und den Organisationen. Unsere Bevölkerung ist bei der Frage eines gemeinsamen Europas viel weiter als unsere Gesetze und Verordnungen“, fasst Baier-Müller zusammen. Sie äußerte zudem ihren Dank über den offenen Austausch und die lösungsorientierte Herangehensweise der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

In ähnlicher Weise unterstreicht die Vorarlberger Landrätin Martina Rüscher die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit: „Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich der Spitalsplanung und Notfallversorgung ist für uns von wesentlicher Bedeutung, um sicherzustellen, dass alle Bürgerinnen und Bürger in den grenznahen Regionen im Ernstfall die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten. Zentral dabei ist, dass die Entwicklungen und Planungen der beteiligten Länder transparent sind und möglichst aufeinander abgestimmt werden. Nur so können wir sicherstellen, dass Ressourcen effizient genutzt werden und die Versorgung nahtlos ineinandergreift. Der grenzübergreifende Austausch ist dabei ein wichtiger Baustein. Es gilt sicherzustellen, dass keine Landesgrenzen im Weg stehen, wenn es darum geht, Leben zu retten und die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen.“

Ein konkretes Beispiel für eine Zusammenarbeit zeigt sich in den Aktivitäten zwischen dem Landkreis Lindau (Bodensee) und dem Land Vorarlberg:

„Die Gesundheitsversorgung darf nicht an geografischen Grenzen enden. Wir stehen vor den gleichen Herausforderungen und suchen gemeinsam nach Lösungen für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung. Ich schätze dieses Diskussionsformat sehr und bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam Verbesserungen für die Menschen in unserer Region erreichen können," so Landrat Elmar Stegmann. „Der Landkreis Lindau (Bodensee) und das Land Vorarlberg pflegen einen engen Austausch zur grenzüberschreitenden Krankenhausversorgung und dem Rettungsdienst. Einen weiteren Schwerpunkt wollen wir auf die nahtlose Überleitung von Patienten nach ihrer stationären Behandlung legen - sei es in die ambulante Betreuung, Rehabilitation oder Pflege. An all diesen Themen wollen wir gemeinsam weiter arbeiten."

In einem weiteren Schritt wird nun ein Modellprojekt angestrebt, das es ermöglicht im grenznahen Bereich auch Pflegedienstleistungen in den Anrainerstaaten zu erbringen, wenn im Heimatstaat kein Angebot besteht.

Die Zusammenarbeit zwischen den Landkreisen Oberallgäu und Lindau sowie dem Land Vorarlberg im Bereich der Gesundheitsversorgung zeigt, dass grenzüberschreitende Kooperationen essentiell sind, um die Herausforderungen im Gesundheitswesen effektiv anzugehen und die bestmögliche Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen.

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