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08.01.2024

Neu eingerichteter Krankenhaus-Beirat für den Landkreis Lindau: Bericht aus der ersten Arbeitssitzung

Lindau (Bodensee) – Bereits in der ersten Januarwoche hat Landrat Elmar Stegmann zur konstituierenden Sitzung des neu eingerichteten Krankenhaus-Beirats des Landkreises Lindau eingeladen. Hintergrund für die Einrichtung des Beirats sind die Entwicklungen an der Rotkreuzklinik in Lindenberg, die sich aktuell in einem Insolvenzverfahren befindet. Insbesondere die daraus resultierende Situation in der Notfallversorgung war zentrales Thema der ersten Sitzung. Dafür waren unterschiedliche Experten eingeladen. So schilderte Dr. Franz-Joseph Sauer, Vorsitzender des Gesundheitsnetzwerks Westallgäu, die Situation aus Sicht der niedergelassenen Ärzte. Der ehemalige Ärztliche Leiter beim Rettungszweckverband Kempten, Gerhard Zipperlen, der selbst seit Jahrzehnten als Notarzt in der Region tätig ist, informierte über die Anforderungen an eine Notaufnahme oder Notfall-Anlaufstelle im Westallgäu. Die Ärztlichen Direktoren der Asklepios Klinik Lindau, Dr. Fabian Heuser, und der Oberschwabenklinik, Prof. Dr. Oliver Rentzsch, informierten das Gremium über die jeweiligen Ressourcen ihrer Häuser und insbesondere der Notaufnahmen. Zur Sitzung eingeladen waren die Krankenhausdirektorin der Rotkreuzklinik Caroline Vogt sowie Dr. Mark Boddenberg und Markus Kohlstedt, beauftragte Insolvenzverwalter der Rotkreuzklinik von der Rechts- und Steuerberatungskanzlei Eckert. Alle drei konnten an der Sitzung nicht teilnehmen.

Ziel des neuen Beirats ist die Schaffung von Transparenz, insbesondere ein guter Informationsfluss von und zu den Fraktionen. Deshalb schilderte Landrat Elmar Stegmann zu Beginn nochmals die aktuelle Situation. Erstens müsse für die stationäre Gesundheitsversorgung langfristig eine nachhaltige und gute Lösung gefunden werden, die zukünftig den immer mehr wachsenden Anforderungen gerecht wird. Hier ist der Landkreis Lindau schon vor Bekanntwerden der Schieflage der Rotkreuzklinik mit dem Landkreis Ravensburg, den Gesundheitsministerien beider Bundesländer sowie mit den drei Klinikträgern der Grund- und Regelversorgung in der Region – der Rotkreuzklinik in Lindenberg, der Asklepios Klinik in Lindau und der Oberschwabenklinik in Wangen – in kontinuierlichen Gesprächen für einen möglichen gemeinsamen Klinikstandort. Ein entsprechendes Machbarkeitsgutachten liegt voraussichtlich Mitte diesen Jahres vor.

Das Problem für eine kurz- und mittelfristige Lösung bei der Akutversorgung: Noch liegen keine konkreten Informationen vor, was für Leistungen und in welchem Umfang zukünftig in der Rotkreuzklinik angeboten werden. Wie viele Betten fallen in welchem Bereich weg und was genau wird die Schwesternschaft in einer eingeschränkten Notaufnahme noch anbieten?

Themen, die außerdem intensiv in der Beiratssitzung beraten wurden:

Wohin wenden sich Bürger, die medizinische Hilfe brauchen.

In dringlichen oder gar lebensbedrohlichen Lagen ist der Rettungsdienst über die 112 zu alarmieren. Im Übrigen erhalten Patienten Hilfe über die 116 117 der Kassenärztlichen Vereinigung.

Die Notfallversorgung ist gesichert. Die 112 hat funktioniert, wird auch zukünftig funktionieren und wird verstärkt.

Lebensbedrohliche Fälle werden über den Rettungsdienst versorgt. Dabei wird sofort die für das Krankheitsbild passende Klinik ausgesucht um nicht unnötig Zeit zu verlieren – auch wenn der Anfahrtsweg weiter sein kann. Hier gibt es, unabhängig davon, welche Leistungen die Rotkreuzklinik zukünftig anbietet, eine gute Struktur und ein gutes Netzwerk. Darin waren sich die eingeladenen Spezialisten einig. Im Bedarfsfall wird der Regelrettungsdienst im Landkreis bereits jetzt von den angrenzenden Rettungsdiensten unterstützt. Welche zusätzlichen Rettungsmittel zukünftig durch weitere Wege notwendig sind, prüft aktuell der zuständige Rettungszweckverband Kempten über ein Gutachten. Dies wird Anfang Februar vorliegen und wenn die Notwendigkeit festgestellt wird, können laut Aussage des Rettungszweckverbands auch kurzfristig zusätzliche Rettungsmittel zur Verfügung gestellt werden.

Stärkung auch der ambulanten Versorgung.
Die örtliche ambulante Versorgung muss gegebenenfalls verstärkt werden, damit die Bevölkerung bei weniger schweren aber behandlungsbedürftigen Erkrankungen/Verletzungen vor Ort versorgt werden kann. Hier soll die Kassenärztliche Vereinigung mit ins Boot geholt werden, denn diese ist zuständig für die ambulante Versorgung.

Auf diese Schritte verständigte sich der Beirat in seiner ersten Sitzung:

  • Der Landkreis fordert nochmals mit Nachdruck Datenmaterial zur Rotkreuzklinik bei der Schwesternschaft an. Einig waren sich alle Teilnehmer der Sitzung, dass ohne einen verbindlichen und aktuellen Stand hinsichtlich der zukünftigen Leistungen der Rotkreuzklinik, insbesondere der Notaufnahme sowie eine Rückmeldung zur Anzahl und den Krankheitsbildern der in der Rotkreuzklinik versorgten Notfälle und deren zeitliche Verteilung, wichtige Informationen für weitere Planungen fehlen. Diese Daten wurden durch den Landkreis bereits Anfang Dezember von der Schwesternschaft angefordert.
  • Auf der Logistik des Rettungswesens muss aktuell das Hauptaugenmerk gelegt werden. Topografie und Wetterverhältnisse im Westallgäu müssen hier ebenso berücksichtigt werden wie längere Anfahrtswege. Auf Basis des Gutachtens, das dem Rettungszweckverband Anfang Februar vorliegen wird, werden die notwendigen Schritte abgeleitet.
  • Es muss geprüft werden, welche Möglichkeiten es für eine medizinische Erstversorgung im Westallgäu gibt (zum Beispiel ein Medizinisches Versorgungszentrum, eine Ambulanz mit erweiterten Öffnungszeiten) und welche Akteure für die Planung eingebunden werden müssen. Für die nächste Sitzung des Beirats wird die Kassenärztliche Vereinigung eingeladen.  
  • Die Öffentlichkeit soll intensiv über die einzelnen Schritte informiert werden.

Was ist der Krankenhaus-Beirat?

In seiner Sitzung am 14. Dezember 2023 hat der Kreistag aufgrund der Bedeutung des Themas mit großer Mehrheit entschieden einen „Krankenhaus-Beirat“ einzurichten.
Dieser Beirat soll dem Kreistag und seinen (zuständigen) Ausschüssen beratend zur Seite stehen. Jede Fraktion oder Ausschussgemeinschaft hat diesen Beirat mit einem Mitglied zu besetzen. Die Verwaltung darf für die Arbeit dieses Beirats fachkundigen externen Rat, z.B. durch einen Gutachter, in Anspruch nehmen.
Für die Arbeit des Krankenhaus-Beirats hat der Kreistag Haushaltsmittel in Höhe von 50.000 Euro zur Verfügung gestellt. Moderiert wird der Beirat von dem Geschäftsstellenleiter der Gesundheitsregionplus, Thomas Kaleja.

Mitglieder des Krankenhaus-Beirats sind:
Landrat Elmar Stegmann – Sprecher des Beirats
Rose Eitel-Schmid (SPD)
Petra Meier to Bernd-Seidl (Freie Bürgerschaft)
Bürgermeister Eric Ballerstedt (CSU)
Dr. Ulrike Lorenz-Meyer (Bündnis 90 / DIE GRÜNEN)
Veronika Pfanner (Junge Union)
Günter Sattler (ÖDP/FDP/Linke)
Dr. Martin Hessz (Freie Wähler)

Experten, die für die erste Sitzung eingeladen wurden:
Dr. Fabian Heuser, Ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik
Prof. Dr. Oliver Rentzsch, Ärztlicher Direktor der Oberschwabenklinik
Dr. Franz-Joseph Sauer, Vorsitzender des Gesundheitsnetzwerks Westallgäu
Gerhard Zipperlen, ehemaliger Ärztlicher Leiter Rettungsdienst und Koordinator während der Corona-Pandemie, aktiver Notarzt
Eingeladen, aber abgesagt haben:
Dr. Mark Boddenberg und Markus Kohlstedt, Insolvenzverwalter der Kanzlei Eckert
Caroline Vogt, Krankenhausdirektorin Rotkreuzklinik