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17.10.2023

"Draußen umgeschaut" Oktober/ November 2023 - Die Herbstzeitlose

Der Landschaftspflegeverband Lindau-Westallgäu e. V. stellt unter dem Motto „Draußen umgeschaut“ alle zwei Monate eine Tier- oder Pflanzenart in der lokalen Presse und auf den Internetseiten des LPV beim Landkreis Lindau (www.landkreis-lindau.de) vor.

Ab September bis in den November hinein kann man mancherorts die Blüte der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale) entdecken. Die bis zu 40 cm hohen, rosafarbenen Blüten erinnern an einen Krokus. Bestäubt wird sie durch langrüsselige Insekten wie Falter, Bienen und manche Fliegenarten, die den Nektar am Grund der Staubblätter finden. Blätter und die auffällig großen Samenkapseln bildet die Herbstzeitlose erst im nächsten Frühjahr aus. Ihre Samen werden durch Wind, Ameisen und, dank eines klebrigen Überzugs, auch durch Weidetiere und Menschen verbreitet. Die Herbstzeitlose gehört, wie Anemonen oder Narzissen, zu den Geophyten. Dies sind mehrjährige, krautige Pflanzen, die die ungünstige Jahreszeit unterirdisch in Speicherorgangen, wie Knollen oder Zwiebeln, überdauern.

Die Pflanze wächst auf extensiv genutzten Feucht- und Streuwiesen. So werden beispielsweise Streuwiesen nur einmal im Jahr ab Herbst gemäht und nicht gedüngt. Auf mehrschürigen und mit Gülle gedüngtem Grünland hat die Herbstzeitlose nicht genügend Zeit, um Blüten, Blätter und reife Samen auszubilden. Im Süden und der Mitte Deutschlands ist sie weit verbreitet, im Norden hingegen selten anzutreffen. Auch bei uns im Landkreis kann man sie noch häufig finden. In Bayern ist sie nicht gefährdet.

Die Pflanze ist in allen Teilen sehr giftig, vor allem aber die Wurzeln und Samen. Bereits 1-5 g der Samen sind für den Menschen tödlich. Schon in der Antike wurde das enthaltene Gift Colchicin benutzt, um Morde zu verüben. Auch heute kommt es noch zu tödlichen Unfällen, wenn die Blätter der Herbstzeitlosen im Frühjahr beim Sammeln von Bärlauch (Allium ursinum) verwechselt wird. Vom Vieh wird die Pflanze meist gemieden. Heute findet die Pflanze in der Medizin u. a. bei Gicht, Rheuma und Hauterkrankungen Verwendung.

Der Landschafspflegeverband Lindau-Westallgäu ist ein gemeinnütziger Verein, der sich der Erhaltung und Pflege unserer heimischen Kulturlandschaft und dem Artenschutz widmet. Der Vorstand setzt sich in „Drittelparität“ aus Vertretern der Kommunen, der Naturschutzverbände und der Landwirtschaft zusammen. So können gemeinsam und im Konsens Arbeiten i. S. des Naturschutzes mit den Landnutzern vor Ort durchgeführt werden. Sie finden die Geschäftsstelle des Landschaftspflegeverbandes im Landratsamt oder erreichen die Geschäftsführerin unter 08382-8893400

Quellen/Literatur:

Düll R. & Kutzelnigg H. (2011): Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 7. korrigierte und erweiterte Auflage, QUELLE & MEYER Verlag Wiebelsheim

Jäger E. J. (2017): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland, 21. Auflage, Gefäßpflanzen Grundband, Springer-Verlag Berlin Heidelberg

Hassler M. & Muer T. (2022): Flora Germanica – Alle Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands in Text und Bild, Band 1, Verlag Regionalkultur Ubstadt-Weiher

Bayerischer Informationsknoten Botanik: BIB - Steckbriefe Gefäßpflanzen (bayernflora.de)

Text Michaela Berghofer/Julia Greulich     Foto Michaela Berghofer