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11.10.2022

Oktober/November 2022 - Der Gewöhnliche Tannenwedel

Der Landschaftspflegeverband Lindau-Westallgäu e. V. stellt unter dem Motto „Draußen umgeschaut“ alle zwei Monate eine Tier- oder Pflanzenart in der lokalen Presse und auf den Internetseiten des LPV beim Landkreis Lindau (Bodensee) vor.

Dieses Mal möchten wir eine Wasserpflanze vorstellen, den Gewöhnlichen Tannenwedel (Hippuris vulgaris), der gerade bei niedrigen Wasserständen mancherorts am Ufer des Bodensees zu entdecken ist. Der Tannenwedel ist der einzige Vertreter seiner Gattung. Auch wenn auf den ersten Blick so gar keine Gemeinsamkeiten zu erkennen sind, wird der Tannenwedel neuerdings, wie auch der weit verbreitete Spitzwegerich (Plantago lanceolata), zu den Wegerichgewächsen (Plantaginaceae) gezählt. Dies ist auf molekulargenetische Befunde zurückzuführen. Die ausdauernde Pflanze hat an seinen aufrechten Sprossen nadelförmige dunkelgrüne Blätter, die rund um den Stängel angeordnet sind. Man könnte ihn auch dem Schachtelhalm verwechseln.

Der Tannenwedel lebt ganz oder teilweise im Süß- oder Brackwasser. An diesen Lebensraum ist er gut angepasst. So ist sein Stängel mit engmaschigen und luftgefüllten Röhren durchzogen, die der Pflanze den Gasaustausch unter Wasser ermöglichen. Er ist im Boden verwurzelt. Unter Wasser lebende Pflanzen können über 1 m lang werden. Sie blüht sehr unscheinbar von Juni bis August an Sprossen, die aus dem Wasser ragen. Die Blüten werden über den Wind bestäubt und bilden kleine dunkelbraune Steinfrüchte. Die Samen können dann über den Verdauungstrakt von Tieren verbreitet werden. Vegetativ breitet er sich über unterirdische Ausläufer aus.  

Der Tannenwedel wächst in stehenden oder langsam fließenden, sauberen Gewässern mit schlammigen Grund, in Teichen oder Gräben. Diese Pflanze wird aber auch immer wieder an Teichen gepflanzt. Dort soll sie das Wasser klären und mit Sauerstoff anreichern. Der Tannenwedel ist weltweit verbreitet. Im Landkreis Lindau ist er aktuell nur am Bodenseeufer nachgewiesen. Er steht auf der Roten Liste der Pflanzenarten in Bayern wird hier als gefährdet eingestuft.

Der Landschafspflegeverband Lindau-Westallgäu ist ein gemeinnütziger Verein der sich der Erhaltung und Pflege unserer heimischen Kulturlandschaft und dem Artenschutz widmet. Der Vorstand setzt sich in „Drittelparität“ aus Vertretern der Kommunen, der Naturschutzverbände und der Landwirtschaft zusammen. So können gemeinsam und im Konsens Arbeiten i. S. des Naturschutzes mit den Landnutzern vor Ort durchgeführt werden. Sie finden die Geschäftsstelle des Landschaftspflegeverbandes im Landratsamt oder erreichen die Geschäftsführerin unter 08382-270381.

Quellen/Literatur:
Jäger E. J. (2017): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland, 21. Auflage, Gefäßpflanzen Grundband, Springer-Verlag Berlin Heidelberg
Düll R. / Kutzelnigg H., (7. Korrigierte und erweiterte Auflage 2011) Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, QUELLE & MEYER Verlag Wiebelsheim
Dörr E. & Lippert W. (2001): Flora des Allgäus und seiner Umgebung, Bd. 2, IHW-Verlag, Eching

https://daten.bayernflora.de/de/info_pflanzen.php?taxnr=6753&suchtext=&g=&de=&prev=prev#name=6753,yearGrouping=1,map=6/48.443/10.047 
https://www.floraweb.de/xsql/biologie.xsql?suchnr=2966 
https://www.baumschule-horstmann.de/gattung/hippuris