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30.08.2022

Ökologische Grünflächenpflege statt Vielschnitt-Rasen

Lindau (Bodensee) – Der Landschaftspflegeverband Lindau-Westallgäu und der Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege Bernd Brunner führen Schulung zu ökologischer Grünflächenpflege und geeigneten Maschinen für Bauhöfe im Landkreis Lindau durch.

Der Landschaftspflegeverband Lindau-Westallgäu e.V. (LPV) hat in enger Zusammenarbeit mit dem Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege Bernd Brunner die letzte von drei Bauhofschulung zu dem Thema „Ökologische Pflege von Grünflächen und geeignete Maschinen“ in diesem Jahr durchgeführt. Die anwesenden Bauhofmitarbeiter zeigten reges Interesse an der Veranstaltung, die in der zunächst in Versuchsstation für Obstbau Schlachters stattfand. Die Schulungen sind ein Teil des NATÜRLICH BAYERN-Projekts „Heimische Blütenpracht – Unsere Kommune macht´s“, das die ökologische Aufwertung kommunaler Grünflächen zum Ziel hat.

Artenreiche Wiesen werden in unserer Landschaft immer seltener. Gründe dafür sind unter anderem eine immer intensivere, vielschürige Landbewirtschaftung und hohe Nährstoffeinträge. Mit den artenreichen Wiesen verschwinden auch die Insekten. Rund die Hälfte aller Bayerischen Insektenarten sind in ihrem Bestand gefährdet oder bereits ausgestorben. Grünflächen in kommunaler Hand bieten ein großes Potential, artenreiche Lebensräume für Insekten und andere Lebewesen zu entwickeln und zu vernetzen. Daher ist es dem LPV und dem Kreisfachberater ein großes Anliegen, die Mitarbeitenden der Bauhöfe im Landkreis Lindau für das Thema zu begeistern und Praxistipps für eine ökologische und biodiversitätsfördernde Flächenpflege zu geben.

Ein Grund für den Artenrückgang auf Grünflächen ist eine zu häufige Mahd oder das Mulchen, bei dem das gehäckselte Schnittgut auf der Fläche verbleibt. Beim Mulchen stirbt nicht nur ein Großteil der Insekten, sondern das liegengelassene Material bildet auch eine dicke, abdeckende Schicht. So kommt kein Licht mehr an den Boden und die Nährstoffe bleiben auf der Fläche. „Heimische Kräuter brauchen aber in der Regel magere Böden und viel Licht, um keimen zu können. Das Mulchen sorgt für den Rückgang vieler Pflanzenarten.“, erklärt Julia Greulich, Projektmanagerin beim LPV, den interessierten Teilnehmern. Eine zweimalige Mahd ab Mitte Juni sei auf den meisten Flächen ideal, um die Artenvielfalt zu fördern und zu erhalten. So können die Kräuter blühen und Samen bilden. Wichtig ist, dass das gemähte Material abgetragen wird, um den Nährstoffeintrag zu vermeiden. Auch auf die Düngung von Grünflächen im kommunalen und im privaten Bereich sollte verzichtet werden.

Bei der Schulung wurden Maschinen für eine ökologische Flächenpflege vorgestellt. Mit am besten eignen sich handgeführte Balkenmäher mit einem Doppelmesser-Mähwerk, welche schon für wenig Geld erworben werden können. Sie sind insbesondere für kleinere kommunale Grünflächen eine sehr gute Alternative zum wenig insektenfreundlichen Rasenmäher. Weder Mulcher noch Kreiselmähwerk oder Mähroboter eignen sich für eine ökologische Flächenpflege. „Gerade Mähroboter sind ein großes Problem, da sie neben Insekten auch Amphibien, Reptilien oder Igel verletzen und töten können und das Schnittgut in der Regel auf der Fläche verbleibt.“, gibt Frau Greulich zu bedenken.

Auf verschiedenen Flächen im Landkreis Lindau, die Teil des Natürlich Bayern-Projekts sind und die nun ökologisch gepflegt werden, stellt der LPV in Zusammenarbeit mit den Bauhöfen Informationsschilder auf. Hier wird beschrieben, warum die Fläche seltener gemäht wird. Bei Fragen rund um die ökologische Grünflächenpflege dürfen sich Interessierte gerne an den LPV oder den Kreisfachberater wenden.

HINTERGRUND:

Im Rahmen der Initiative „NATÜRLICH BAYERN – insektenreiche Lebensräume“ unterstützt der DVL über fünf Jahre 30 Projekte bayerischer Landschaftspflegeverbände. Seit 2019 wurden mehrere 100 Hektar Säume, Wiesen und Äcker als Lebensräume für Insekten neu angelegt. Die Landschaftspflegeverbände beraten und schulen dazu die kommunalen Akteure. Die Initiative wird im Rahmen des Blühpakts Bayern vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz mit rund 2,7 Millionen Euro gefördert. Was sie so besonders macht, erfahren Sie unter www.natuerlichbayern.de. Der DVL ist der Dachverband der 181 Landschaftspflegeorganisationen in Deutschland. Im Freistaat Bayern gibt es 64 Landschaftspflegeverbände und vergleichbare Organisationen.

KONTAKT:

Julia Greulich, LPV Lindau-Westallgäu e.V., Telefon 08382 270-381 (Dienstag & Mittwoch erreichbar), E-Mail julia.greulich@landkreis-lindau.de

Bernd Brunner, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege, Telefon 08382 270-380, E-Mail bernd.brunner@landkreis-lindau.de